Seriös, aber nicht spießig? Stilvoll ja und ein bisschen cool. Authentisch eben und doch elegant und selbstbewusst. Oder doch lieber sportlich? Auf jeden Fall ausgefallen, aber bloß nicht zu verspielt. Gedeckt und bedeckt, oder doch nicht? Lang oder kurz? Und wie kurz ist zu kurz? Die Frage nach der richtigen Kleidung kann manchmal ziemlich herausfordernd sein. Gerade Frauen in Führungspositionen scheinen oft mit der Wahl des geeigneten Outfits zu hadern. Schließlich ist bekannt, dass Mode schon seit Jahrhunderten Ausdrucksform gesellschaftlicher Stellung und politischer Positionierung ist.
Von frühen Kaiserinnen bis hin zu Coco Chanel, Frau nutzt die Mode, um zu zeigen, wer sie ist und wie sie sich im Machtgefüge der Welt verortet. Entgegen der Idee, mit wachsender Achtsamkeit gegenüber der Gleichberechtigung von Geschlechtern wäre diese Methode, sein eigenes Erscheinungsbild als Projektionsfläche zu nutzen, um sich selbst eine Stimme zu verleihen, veraltet, hinfällig geworden, der vergisst: Alles, was wir tun und von uns zeigen, ist Kommunikation. Besonders in Zeiten von Social Media und Personal Branding erscheint ein stimmiges Auftreten wichtiger denn je. Keine Sorge, wir reden hier nicht über Statement-Shirts oder Fan-Merchandise… und dennoch drücken wir über Kleidung eine Haltung aus, so provozieren zum Beispiel bestimmte Designer Rückschlüsse auf die Werte des Trägers. Auch bestimmte Farben oder Accessoires können in Gruppen als Erkennungsmerkmal dienen und dazu genutzt werden, um sich vor einem Publikum zu positionieren oder aber sich hinsichtlich bestimmter Diskurse zu positionieren. So zum Beispiel das Tragen von schwarz im Nachgang zur #metoo Debatte oder die roten Caps in Amerika der Trump-Anhänger.
Ebenso bekannt ist: schöne Frauen werden oft als minder intelligent vorverurteilt. Du kennst wahrscheinlich dieses Phänomen: Dein Umfeld sucht gerne im Außen nach dem Beweis für deine vermeintliche Inkompetenz, um gar nicht erst genötigt zu sein, sich mit deinen Themen und Kompetenzen zu beschäftigen. Hallo Objektifizierung, tschüss Realitätsgegencheck.
Also lasst uns erst einmal Tacheles reden: Du darfst/ solltest genau das anziehen, in dem du dich wohlfühlst. Denn das höchste Gut einer Führungskraft ist Authentizität und seien wir doch mal ehrlich: Dein Wohlbefinden leidet maßgeblich, wenn du dich in ein Kleidungsstück bemühst, dass dir so ganz und gar nicht entspricht.
Dennoch gibt es ein paar Grundsätze und Aspekte, die dir dabei helfen können, dein Wohlfühl-Outfit zu finden und gleichzeitig entsprechend deiner Position ein gewisses Image zu verkörpern. Kleider machen Leute, also lasst uns den richtigen Stil für dich finden!
Hier unser Leitfaden für nie-mehr-falsch-gekleidet:
- Fühl dich wohl! Unbequeme, unpraktische Kleidung wird disqualifiziert. Du bist eine stolze Frau und hast ein Recht darauf, dich rundum gut zu fühlen. Die Zeiten, in denen sich Frau der Kleiderordnung gebeugt hat, ist vorbei!
- Bleibe authentisch. Wofür stehst du? Was sind deine Werte, was möchtest du nach außen kommunizieren? Im Finanzsektor bieten sich gedeckte Farben natürlich eher der Hoodie. In einem locker-flockigen Startup wärest du damit jedoch vermutlich fehl am Platz. Für den Alltag gilt also: Worin würdest du dir gerne begegnen? Stell dir vor, du triffst dich selbst im Büro/ in einem Café / auf der Straße, welches Outfit würde dir selbst an dir gefallen?
- Die Kombi macht es. Du hast deine Auswahl an Lieblingsstücken in deinem Schrank versammelt? Super! Jetzt gilt es zu kombinieren. Achte darauf, dass vor allem im Winter beim fröhlichen Stapeln der Schichten kein Durcheinander aufkommt. Während sich Formen und Stilbrüche meistens ganz entspannt behaupten lassen, ist grundsätzlich ratsam: nicht mehr als drei Farben miteinander vermischen sowie maximal zwei Muster!
- Konsistent bleiben. Ja, es gibt so viel Schönes. Autorität gewinnt man jedoch vor allem durch Stringenz. Natürlich ist eine abwechslungsreiche Kleiderwahl am Arbeitsplatz erstrebenswert und doch haben Menschen in Hinblick auf Führungskräfte, ihnen übergeordnete Instanzen, das Bedürfnis nach Sicherheit. Also bleib deinem Stil treu. Den einen Tag Hoodie und Turnschuhe, am nächsten Boots und Minirock? Tu das nicht. Entscheide dich für einen Style und zieh ihn durch (dabei beachte: Was entspricht deinem Unternehmen und wie kannst du dies in deinem Outfit spiegeln?)
- Bei Einladungen und Veranstaltungen wird das Ganze natürlich etwas komplexer. Doch, keine Sorge. Unser kleiner Geheimtipp ist simpel: googeln! Schau, ob es diese oder ähnliche Events bereits gegeben hat und schau dir ein bisschen was ab. Generell gilt ebenso: Accessoires kannst du hervorragend addieren, um dein Outfit entweder up- oder downzugraden und lassen sich locker in der Handtasche verstauen. Gleiches empfiehlt sich für die Schuhwahl: Highheels an und Turnschuh im Auto – dir kann nichts passieren!
- Wir sind ziemlich überzeugt: Für dich gibt es eigentlich keine No-Gos und dennoch empfehlen wir dir: Vermeide transparente Stoffe und zu viel Haut. Nacktheit ist mit Freizügigkeit verbunden. Du möchtest jedoch – egal in welchem Bereich – Wertigkeit verkörpern, oder anders gesagt: dein Unternehmen, dein Produkt, deine Dienstleistung gibt nicht alles einfach her – du bist exklusiv. Seriosität kommt dir meist zugute. Bei Unsicherheiten frage dich auch hier: Wie würdest du deinen ersten Eindruck bewerten, wenn du dir selbst begegnest?
- Haltung! Kennst du diese beeindruckenden Persönlichkeiten, die in jeder Situation Würde verkörpern? Oder diese coolen, immer lässigen , die jederzeit alles und jeden mit Enthusiasmus anstecken? Du siehst, worauf wir hinaus Das A und O ist deine innere Haltung. Wenn du weißt, wer du bist und wofür du losgehst, wirst du dein Umfeld ohnehin mitreißen.
So und damit du beim Klamotten-Diskurs definitionstechnisch sicher bist, hier noch eine kleine Begriffserklärung:
Casual Wear
- elegante Freizeitbekleidung
Hier gibt es noch einmal verschiedene Abstufungen zwischen dem sogenannten Smart Casual (Jeans und T-Shirt) und Casual (Stoffhose und Blazer), der Unterschied Grad der Eleganz. Grundsätzlich gilt: Kein Schlabber-Sofa Look, aber deine Kleidung sollte eher praktisch und bequem sein.
Business Attire
- Zeit zum chic machen
Gute Idee: das “kleine Schwarze” oder ein Kostüm.
Black Tie
- für einen erinnerungswürdigen Abend
Absolut angemessen: ein langes oder auch sehr elegantes kurzes Kleid (Länge bestenfalls bis zu den Knien). Eine Steigerung, vor allem auffällig bei der Garderobe der Herren lautet White Tie, aber keine Sorge: ein solcher Anlass (Hochzeit, Staatsempfänge etc.) ist eher selten.
Und wie sieht das mit Kleiderregeln für dein Team aus?
Grundsätzlich gilt, während der Arbeitszeit darf ein Unternehmen über die Kleidung der Angestellten bestimmen (vorausgesetzt es gibt keine Einwände des Betriebsrats). Ebenso müssen Umkleideräume gegeben sein. Ein einheitliches Auftreten kann durchaus verständliche Gründe haben, wenn du durch die Dienstkleidung beispielsweise dein Branding vermittelst oder es zum Image deines Unternehmens passt. Möchtest du jedoch Individualität Raum geben und vertraust darauf, dass dein Team den Spirit deiner Unternehmung auch ohne Vorgaben ideal verkörpert, kannst du die Kleiderwahl natürlich komplett frei geben oder etwas festlegen. Kleiner Tipp: Positive Konditionierung! Gefällt dir ein Outfit besonders gut und du möchtest die Belegschaft anregen, sich hier ein Beispiel zu nehmen, dann verteile ruhig ein paar Komplimente. Nützlich wie wunderbar, denn es sorgt nebenbei für gute Stimmung und artikuliert Wertschätzung.